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Unser "Kleingedrucktes"

Freitag, 27. Oktober 2017

Vogelschutz - Wer frißt was im Winter ?

Ein Futterhaus in den USA
Photo: Martha Allen/Cornell
Einige Vögel ziehen in ein Winterquartier, um dort zu überwintern, aber einige Vögel bleiben auch hier.

Wenn es so kalt ist, dass man draussen einen Schneemann bauen kann, und eine dichte Schneedecke Wald undWiesen bedeckt, dann kann man den Vögel, die nicht in den warmen Süden ziehen, helfen, gut über den Winter zu kommen.

Kaum ein Thema wird so kontrovers diskutiert wie die Fütterung von Wildvögeln. Viele sind dafür, damit kein Vogel den Hungertod erleiden muß. Andere wiederum sehen darin keinerlei Sinn und lehnen jede Form der Fütterung konsequent ab.

Die Winterfütterung ist eine Maßnahme, die für die ganze Familie Spass bringen  (Naturerlebnis), und darüberhinaus sehr lehrreich sein kann (Umweltbildung durch Vogelbeobachtung und Artenbestimmung). Aber das Wichtigste ist, dass man den heimischen Vögel etwas Gutes dabei tut, denke ich persönlich.

Natürlich gibt es aber auch einiges zu beachten:

1. Wann füttern ?

Man füttert im Winter von November bis etwa Ende Februar. Bei Frost oder Schnee werden sicher besonders viele Vögel das Angebot dankbar annehmen.

2. Allgemeines in Kurzform


Futterspender
- Allgemein -
  • Futterspender müssen so gebaut und angebracht werden, dass das Futter auch bei starkem Wind, Schnee und Regen nicht durchnässt werden kann, weil sonst das Futter vereist oder verderben könnte.
  • "Katzensicher" anbringen.
  • Bastelanleitung vom NABU: klick hier
Futterhaus
  • Vögel können im Futter umher laufen.
  • Futterhaus muß täglich gründlich mit heißem Wasser gereinigt werden, um Krankheiten zu verhindern (z. B. Übertragung durch Kot.).
    • Achtung: Handschuhe zum Selbstschutz bei der Reinigung tragen.
  • Futter verdirbt schneller, daher gilt hier: Weniger ist mehr. Lieber mehrfach am Tag Futter nachlegen als zuviel Futter anbieten.
  • "Katzensicher" anbringen.
Futtersilo
  • Vögel können nicht im Futter umher laufen.
  • Futter verdirbt weniger schnell.
  • Futtersilo wird nicht so schnell schmutzig.
Bodenfutterspender
  • Werden in Bodennähe angebracht.
  • Meistens werden hier Rosinen, Obst, Haferflocken und Kleie angeboten.
  • Achtung:
    • Futter verdirbt recht schnell. Lieber mehrfach am Tag Futter nachlegen als zuviel Futter anbieten.
    • Täglich gründlich reinigen ! Dabei heißes Wasser und zum Selbstschutz Handschuhe tragen.
Basisfutter
  • Wird von fast allen Vogelarten gefressen.
  • Sonnenblumenkerne.
    • Bei ungeschälten Kernen fällt etwas mehr Abfall an
    • Vögel verweilen oft länger an der Futterstelle.
Freilandfutter
  • Es enthält zusätzlich zu den Sonnenblumenkernen andere Samen unterschiedlicher Größe, die von unterschiedlichen Arten bevorzugt werden.
Meisenknödel
  • Achte beim Kauf von Meisenknödeln und ähnlichem darauf, dass diese nicht in Plastiknetze eingewickelt sind. Vögel können sich mit ihren Beinen darin verheddern und schwer verletzen !
NICHT füttern
  • Brot
    • Brot quillt im Magen des Vogels auf.
    • Brot verdirbt schnell.
  • salzige Nahrung (Beispiele: Speck, Salzkartoffel)


3. Nicht alle Vögel fressen alles. Wer frisst nun was am liebsten ?

Das Futter muss den Bedürfnissen unterschiedlicher Vögel gerecht werden. Wir unterscheiden Körner- und Weichfresser:




Beispiel Vogelarten: Nahrung:
Körnerfresser
  • Spatzen
  • Finken
  • Zeisige
  • Dompfaffe
  • Kleiber
  • Kernbeißer
Die Vögel benötigen eine Nahrung, die aus ca. 1/3 Sonnenblumenkernen, 1/3 Hanfsamen und 1/3 Gemisch aus Hafer, Weizen, Mohn und Hirse zusammengestellt ist.
Weichfresser
  • Amseln
  • Drosseln
  • Rotkehlchen
  • Baumläufer
  • Zaunkönige
  • Heckenbraunellen
Die Vögel bevorzugen in Öl eingetauchte Haferflocken, Rosinen, Fett oder klein geschnittenes Obst, Talg (aus Meisenknödeln).

Tipp:
  • Lieber getrocknetes Obst anbieten. Frisch geschnittenes Obst kann leicht gefrieren. Das bekommt den Vögeln nicht!

Eine Talgmasse mit Körnerfutter bietet sowohl Weichfresser, wie auch Körnerfressern eine ausreichende Ernährungsgrundlage.

Ich habe eine kleine Tabelle für Euch gemacht. Wichtig ist jedoch, dass Erdnüsse, Sonnenblumenkerne, Hanfsamen, Rosinen, Mehlwürmer oder Fettknödel auch nur eine bescheidene Annäherung an die natürliche Winternahrung ist.

 Vogelart: Vorlieben, frißt also besonders gerne:
 Amsel                                
  • Äpfel
  • Rosinen
  • Haferflocken
  • gehackte Nüsse
  • Mehlwürmer
  • geschälte Sonnenblumenkerne                                                                                                                                     
  • getrocknete Beeren
 Blaumeise
  • Sonnenblumenkerne
  • gehackte Nüsse 
    • auch Erdnüsse (Bitte auch klein hacken !)
 Buchfink
  • Sonnenblumenkerne
  • gehackte Nüsse
    • auch Erdnüsse (Bitte auch klein hacken !)
  • ölhaltige Samen, z. B. Hanf
  • Bucheckern
Eichelhäher
  • ganze Erdnüsse
  • Maiskörner
  • Eicheln
Elster
  • ganze Erdnüsse
  • Maiskörner
Feldsperling
  • "Allesfresser"
  • gehackte Nüsse
  • Samen
  • Fettfutter
  • Rosinen
  • getrocknete Beeren
Grünfink
  • gehackte Nüsse
  • ölhaltige Samen, wie Hanf und Mohn
  • Sonnenblumenkerne
Grünspecht
  • Äpfel
  • Fett
  • gefettete Erdnüsse
  • Fettblock mit Erdnüssen oder / und Mehlwürmern
Haussperling
  • "Allesfresser"
  • gehackte Nüsse
  • Fettfutter
  • Rosinen
  • getrocknete Beeren
Kleiber
  • Getreideflocken
  • Hanf
  • Nüsse (gehackte Haselnüsse)
  • Sonnenblumenkerne
Kohlmeise
  • gehackte Nüsse
  • Sonnenblumenkerne
Rotkehlchen
  • gehackte Nüsse
  • Getreideflocken
  • Mehlwürmer
  • Rosinen im Kokosfett / Talg
Stieglitz
  • gehackte Nüsse
  • ölhaltige Samen wie Hanf oder Mohn
  • Sonnenblumenkerne
  • Samen abgeblühter Stauden

4. Vogelwinterfutter selbst gemacht

Vogelfutter selber machen ist überhaupt kein Problem, und es macht auch noch Spaß. Hier findet man einige Rezepte:
  • klick hier - Meisenknödel und Futterglocken basteln
  • klick hier - Es ist angerichtet
  • klick hier - Frau Meise hat Hunger
  • klick hier - Eine Snackbar für unsere Vögel - So bauen Sie einen Futterspender für den Winter
 5. Fütter-Regeln kurzgefasst

Hier sind die wichtigsten Regeln, die man bei der Winterfütterung beachten sollte:
  • Du solltest die Vögel draussen nur dann füttern, wenn es sich für sie um eine Notzeit handelt. Das ist der Fall, wenn sie selber kaum noch etwas zu fressen finden, also bei Frost und Schnee.
  • Man muß auf jeden Fall ohne Pause weiter füttern, solange das schlechte Wetter anhält. Die Vögel sind an die Futterstelle bei Dir gewöhnt. Wenn Du aufhören würdest, sie zu füttern, dann würden sie verhungern.
  • Feste Fütterungszeiten einhalten. Die besten Tageszeiten für die Vogelfütterung sind der frühe Morgen und der Nachmittag. Morgens sind die Vögel von der langen Nacht besonders hungrig. Vor der nächsten Nacht brauchen sie wieder Nahrung. Am besten Du legst das Futter etwa zwei Stunden vor Beginn der Dämmerung aus, also am Nachmittag, damit die Vögel nach dem Fressen noch genügend Zeit haben, sich ein Quartier für die Nacht zu suchen.
  • Spätestens Ende Februar / Anfang März muß man aufhören zu füttern, damit die Vögel vor der Jungenaufzucht wieder an „Normalkost“ gewöhnt sind. Mit Haferflocken und Rosinen gefütterte Jungen leiden später häufig an Entwicklungsschäden.
  • Es ist immer besser, mehrere kleine Futterstellen statt eines großen Futterplatzes einrichten. Das vermeidet Konkurrenz und Du kannst die Vögel besser beobachten.
  • Wenn Du ein Futterhäuschen gebastelt hast, gilt folgendes:
    • Futterhäuschen mindestestens jede Woche gründlich reinigen.
    • Täglich Futterreste entfernen
  • Keine zu großen Mengen an Futter anbieten, damit es nicht verdirbt.
  • Keine gesalzenen oder verdorbene Lebensmittel verwenden. Du magst bestimmt auch kein schimmeliges Brot essen, oder ?
  • Kein Brot oder andere Lebensmittel verwenden, die eine gewisse „Feuchte“ enthalten. Sie würden gefrieren, und daher sind sie ungeeignet.
  • Futterplätzchen oder Blumentöpfe frei aufhängen; damit sich kein Kot sammeln kann. So vermeidest Du unnötige Krankheiten bei den Vögel.
Wenn Du das alles beachtest, sollte eigentlich nichts mehr schief gehen. Es wäre jetzt toll, wenn Du sehr viele Vögel beobachten könntest. Möglicherweise kannst Du ja mit etwas Geschick ein paar schöne Bilder machen oder kleine Filme drehen, um andere Leute daran teilhaben zu lassen.


© 2017, Nicole Müller