Dienstag, 4. August 2020

Vögel und Brot ... (Text: Wildvogel Notfälle Facebook))

Immer wieder wird Vögeln Brot, Kekse, Zwieback oder sonstige Backwaren gefüttert mit dem Argument, in der Natur würden sie ja auch gelegentlich Getreidekörner zu sich nehmen. Es ist jedoch ein Unterschied, ob Getreidekörner verdaut werden müssen oder ein aus verarbeiteten, gemahlenen Getreidekörnern unter Zusatz von Hefe oder Sauerteig und Salz und Zucker unter großer Hitze hergestelltes Produkt wie Brot oder Kekse.

Brot, Kekse etc. sind hochkonzentriert und müssen aufwendig verdaut werden. Im Verdauungstrakt müssen Mehrfachzucker schnell in Einzelzucker umgewandelt werden. Durch diese Umwandlung ist zu viel Zucker im Darm, der Zucker verändert die Druckverhältnisse (osmotischer Druck) im Verdauungstrakt. Der Körper versucht schnellstmöglich, den Zucker zu verdünnen, um den erhöhten Druck wieder auszugleichen und zieht zu diesem Zweck Wasser in den Darm. In der Folge des erhöhten Wassereinschusses in den Darm kommt es zu Durchfall.

Getreidekörner werden sehr langsam verdaut, da erst die den Mehlkörper umgebende Ballaststoffschicht zersetzt werden muss. Durch den langsameren Verdauungsvorgang ändert sich der osmotische Druck nicht, es kommt nicht zu einer Anflutung von Einfachzuckern im Darm und deshalb nicht zu hohen Wassereinschleusungen und somit auch nicht zu Durchfall.

In der Natur gibt es nichts verarbeitetes, deshalb ist der Vogelkörper gar nicht darauf vorbereitet, vorgefertigtes zu verdauen, schon gar nicht ein noch in der Entwicklung befindlicher Jungvogel.
Kein Problem für den Vogelkörper sind Traubenzucker oder für die Früchte fressenden Arten Fructose aus Beeren und Früchten, da beide leicht verdauliche Einfachzucker sind.

Zusammengefasst: 
Getreidekörner/ Sämereien = leicht verdaulich = kein Durchfall = Füttern OK ! 
Brot = schwer verdaulich = Wassereinschuss in Darm = Durchfall = Nicht Füttern !