Dienstag, 5. Juli 2016

Grifftechniken - Wie fasst man einen Vogel an ?

Vögel sind faszinierende Tiere. Sittichen und Papageien lassen uns regelmäßig über das prachtvolle Gefieder staunen, Kanarienvögel, die Kammersänger im Federkleid, bezaubern uns mit ihrem Gesang. Kein Wunder also, dass der Mensch den Wunsch hat, Vögel zu halten oder gar zu züchten.

Manchmal tritt eine Situation ein, bei der es zu handeln gilt, und wir müssen einen Vogel aus dem Käfig oder aus der Voliere fangen. Auch im Vogelschutz oder im Krankheitsfall kann dies nötig werden.

Vögel können Probleme verursachen, wenn man das "Handling" nicht beherrscht. Dazu gehören:

  • Vögel wollen sich fast nie anfassen lassen.
  • Vögel sind sehr stressempfindlich.
  • Vögel können sehr wehrhaft werden. Manche Tiere setzen Schnabel und Krallen ein, um den vermeindlichen Feind abzuwehren.
  • Vögel können sich mitunter lautstark äussern.
Umso wichtiger ist es, die verschiedenen Grifftechniken zu kennen. Aber beginnen wir doch erst einmal von vorn


A) Herausfangen von Vögel

Das Herausfangen der Vögel ist der erste Schritt. Auch das kann eine wahre Herausforderung werden, wenn man diese Aufgabe noch nie durchführen mußte. Hier eine Hilfestellung:

Kleine Vögel

Kleine Ziervögel sind beispielsweise Kanarien, Finken und Wellensittiche.

Sie werden mit einem dünnen Handtuch, Geschirrtuch (auch "Küchentuch") oder Zellstoff herausgefangen. Zellstoff bietet den Vorteil, dass die Krallen nicht im Stoff „hängen“ bleiben können.

Wichtig:
Man sollte diese Tiere nicht mit der Hand herausfangen, da diese sonst handscheu werden.

Vögel mittlerer Größe

Hierbei handelt es sich um "Großsittiche" wie Nymphensittiche und Agaporniden.

Auch diese Vögel lassen sich mit einem dünnen Küchentuch oder Handtuch herausfangen. Alternativ kann ein Handtuch vorsichtig auf dem Kopf des Tieres geworfen werden, wodurch die Vögel manövrierunfähig werden.

Dicke Lederhandschuhe oder Falknerhandschuhe sind hier ungeeignet. Diese Tiere sind noch zu klein, um sie damit vernünftig fixieren zu können.

Große Vögel

Hiermit meint man Papageien wie Edelpapageien, Amazonen, Graupapageien und Aras.

Achtung:

  • Bei großen Papageien muß man unbedingt auf den Schnabel achten. Er ist die stärkste Waffe, die die diese Vögel zu bieten haben. Deshalb ist das schnelle Ergreifen des Kopfes von besonderer Bedeutung beim Herausfangen.
  • Bei Greifvögel muß man auf Schnabel und Füße achten. Nicht umsonst heißen diese Vögel "Greifvögel". Insbesondere bei Falken (Bisstöter) kann man beobachten, dass sie den Schnabel gerne einsetzen.
 Je nach Vogelart benötigt man auch Handschuhe, die dem eigenem Schutz dienen:
  • (dickere) Lederhandschuh, z. B. für mittelgroße Papageien, z. B. Amazonen, Graupapageien
  • "Schweisserhandschuhe" (nahezu bis zum Ellenbogen reichend), für Greifvögel
  • spez. Lederhandschuhe ("Falknerhandschuhe"), z. B. für große Papageien, z. B. Aras und Greifvögel
Die Vögel werden mit Handschuhen und oder einem Tuch herausgefangen. Dabei wird der Vogelkäfig von unten geöffnet und blitzschnell der Kopf des Tieres erfasst oder ein Handtuch auf dem Kopf „geworfen“.

Tipps:
  • Die meisten Papageien werden versuchen, erst gar nicht gefangen zu werden. Sie werden an der Käfigrückwand in einer Ecke hochklettern wollen, und uns demzufolge den Rücken zudrehen. Für das Herausfangen kann das ein Vorteil sein. Durch sanftes Herandrücken des Papageis gegen das Käfiggitter wird der Fangvorgang erleichtert.
  • Oft werden größere Papageien in speziellen Käfigen / Holzkisten transportiert. Dies ist insofern ein Vorteil, dass der Vogeln im Dunklen sitzt. Problem bei diesen Transportkisten ist allerdings eine mögliche Verletzungsgefahr, die durch die Nägel oder Schrauben (werden als Verschluss der Kiste verwendet) ausgeht. Also gut aufpassen, sonst verletzt man sich sehr leicht ! 
  • Greifvögel können ihre Greife, ohne zwischendurch locker zu lassen, schraubstockartig in den Arm krallen. Deshalb sind hier Schweißerhandschuhe, die bis zum Ellenbogen reichen, nützlich.
  • Greifvögel am besten von oben mit beiden Händen gegen den Grund zu fixieren und sich dann seitlich nach unten vortasten, bis man beidseitig die Beine zwischen den Fingern hat. Dann kann man beide Ständer durch Eingreifen von vorne sicher fixieren. Oft legt sich der Greifvogel bei dem Herausfangen auf dem Rücken, so dass die Greife problemlos zuerst erfasst werden können.
Sonderfälle

Schwäne
  • Beim Herausnehmen von Schwänen aus der Transportbox muss der Kopf zuerst mit einer Decke gesichert werden. Gleichzeitig werden die Flügel in die Decke gepackt.
Reiher und Störche
  • Herausnehmen aus Transportbox wie beim Schwan.
  • Achtung vor blitzschnellen, reflexgeleiteten Schnabelstichen in Richtung des Auges ist geboten !!  Dies birgt eine gr0ße Verletzungsgefahr für die Augen des Fängers.
Hühnervögel
  • Bei Hühnervögeln werden zuerst die Ständer ergriffen.
Wassergeflügel
  • Wassergeflügel wird zuerst am Hals fixiert und durch Herunterdrücken des Kopfes zunächst provisorisch ruhiggestellt.
Große Laufvögel
  • Hier ist beispielsweise der Strauß gemeint.
  • Zu beachten ist hier, dass diese Tiere mit ihren Beinen sowohl nach vorn als auch nach hinten wie ein Pferd ausschlagen können. Deshalb muss man sich so platzieren, dass man nicht getroffen und verletzt werden werden kann. Der Kopf der Tiere sollte zusätzlich abgedeckt werden.
 Nun kommen wir zu den speziellen Grifftechniken.

B) Grifftechniken

Blumenstraußgriff:
  • Geeignet für Vögel bis Taubengröße und fehlender Verletzungsgefahr durch den Schnabel
  • Vogel wird so umgriffen, dass man Beine, Schwanzfedern und kaudaler Köperbereich wie die "Stiele" eines Blumenstraßes hält.
Taubenzüchtergriff:
  • Geeignet für Tauben
  • Taube wird auf die Hand gesetzt, Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger umgreifen Schwanz und hinteren Teil, Beine liegen eingeklemmt zwischen Mittelfinger und Ringfinger, Ringfinger und kleiner Finger stützen die Taube nach vorne, anderen Hand hält den Oberkörper fest.
Zangengriff:
  • Geeignet für kleine Vögel, Großsittiche
  • Vogel wird dorsal mit der kompletten Hand ergriffen, Zeigefinger und Daumen umgreifen das Kiefergelenk und fixieren den Kopf.
  • Achtung: 
    • Kein Druck auf die Augen ausüben. 
    • Kein Druck auf Brustkorb und Bauch ! Gefahr des Erstickens ! Vögel haben kein Zwerchfell und sind deshalb für ihre Atmung zwingend auf die Brustbeinbewegung angewiesen.  
    • Nur kurzzeitige Fixierung ! Tiere sind meistens sehr stressanfällig.
Kappengriff:
  • Geeignet für Großsittiche und Großpapageien
  • Gleich des Zangengriffs, nur Zeigefinger wird wie eine Kappe auf den Kopf gelegt und Kopf zwischen Daumen und Mittelfinger fixiert, eine Art von "Kappe"
  • Achtung: 
    • Falls der Vogel sich beim Herausnehmen so weit befreit, dass er nur noch am Kopf fixiert ist, sich sonst aber windet und mit dem Flügel flattert, muss er losgelassen werden, weil eine erhebliche Verletzungsgefahr besteht.
Scherengriff:
  • Hierbei erfolgt die Fixation des Kopfes mit Zeige- und Mittelfinger im oberen Halsbereich, damit bleibt der Daumen frei für weitere Manipulationen.
Greifvogelgriff:
  • Beine zwischen den Fingern halten und Kopf fixieren, zur Not mit einem Tuch abdecken.

Für heute war es das.